Keine doppelten Standards: DHL muss Gewerkschaften auch außerhalb der EU anerkennen

BERICHT von ITF und UNI GLOBAL zu ARBEITNEHMERRECHTEN bei DHL

06.09.2013

Der deutsche Post- und Logistikkonzern DHL (DPDHL) ist eines der erfolgreichsten Unternehmen der Welt. Mit 470'000 Beschäftigten in über 22 Ländern und Gebieten gehört er zu den weltgrößten Arbeitgebern. Angesichts seiner enormen Reichweite haben die andauernde Missachtung der internationalen Arbeitsnormen durch DP-DHL und dessen Widerstand gegen die Vereinigungsfreiheit in vielen Ländern drastische Auswirkungen für die Beschäftigten weltweit.

In den öffentlichen Äußerungen und der offiziellen Politik der Unternehmensverantwortung unterstützt DP-DHL Gleichberechtigung, angemessene Entgelte und Leistungen und das uneingeschränkte Recht der Beschäftigten auf Vereinigungsfreiheit. Untersuchungen durch die Gewerkschaftsorganisationen UNI Global Union (UNI) und Internationale Transportarbeiter- Föderation (ITF) zeigen jedoch, dass DP-DHL in den meisten europäischen Ländern ihrer sozialen Unternehmensverantwortung zwar nachkommt, in den Amerikas, in Afrika, im Nahen Osten und in Asien jedoch eine Politik betreibt, die diese Grundsätze ignoriert oder in Frage stellt.

Alle Anzeichen deuten ganz offensichtlich darauf hin, dass DHL außerhalb Europas systematisch darauf abzielt, Vereinigungsfreiheit, Tarifverhandlungen und die Präsenz einer Gewerkschaft innerhalb ihrer Arbeitnehmerschaft zu begrenzen. DHL erreicht dies, indem sie durch Einschüchterung und Schikanierung sowie vermehrten Einsatz von Leiharbeitskräften für die Ausführung ihrer Kernarbeit ein Klima der Angst am Arbeitsplatz schafft. In einigen Fällen hat sich das Unternehmen wenn die Beschäftigten Schritte für eine Gewerkschaftsbildung unternahmen, mit verschiedenen Mitteln, darunter langwierigen Gerichtsverfahren, gegen eine Anerkennung der Gewerkschaft gewehrt.

Infolge dieses konsequenten Vorgehens gibt es in großen Teilen ihrer nichteuropäischen Arbeitnehmerschaft nur sehr wenige Gewerkschaften, die das Recht auf Tarifverhandlungen haben, mit Ausnahme der Länder, in denen Gewerkschaften die Norm sind, wie beispielsweise in Südafrika, Argentinien, Brasilien und Kanada. In Asien, Afrika und Mittel und Südamerika gibt es nur sehr wenige Gewerkschaften, die anerkannt werden oder Tarifabkommen mit dem Unternehmen abgeschlossen haben.

Wenn keine Gewerkschaft vorhanden ist, die die Interessen der Beschäftigten vertritt und schützt, haben sich Praktiken entwickelt, die so stellt man nun bei ihrer Beleuchtung fest - inakzeptabel und mitunter illegal sind. Die DP-DHL-Beschäftigten in Lateinamerika und Afrika beispielsweise sind durch den Einsatz von Lügendetektoren Verletzungen ihrer Privatsphäre und Zwang ausgesetzt.

Die Strategie zur Vermeidung von Gewerkschaften besteht bei DHL darin, vornehmlich Leiharbeitskräfte zu engagieren.

Die von UNI und ITF befragten DHL-Beschäftigten berichten, dass sie häufig neben Leiharbeitskräften arbeiten, die unter prekären Bedingungen und mitunter illegal die gleichen Aufgaben gegen geringeres Entgelt ausführen. Die Leiharbeitskräfte haben häufig weder Arbeitsplatzsicherheit noch angemessene Löhne und Leistungen und Arbeitsschutz. DPDHL verlässt sich zunehmend auf Leiharbeitskräfte, auch wenn das innerstaatliche Recht den Einsatz dieser Beschäftigten zur Ausführung von Kernfunktionen untersagt. Dadurch kann sie nicht nur die Arbeitskosten senken und die gewerkschaftliche Erfassung verhindern, sondern sich auch für Arbeitsbedingungen und Arbeitsschutz nicht zuständig erklären.

DP-DHL muss entscheidende Schritte unternehmen, um diese Praktiken zu korrigieren und sicherzustellen, dass in allen Ländern die gleichen Normen bezüglich Fairness und Arbeitnehmerrechte für alle Beschäftigten eingehalten werden. Der allgemeine Widerwille oder die Unfähigkeit von Deutsche Post DHL, ihren eigenen Verhaltenskodex umzusetzen und zu überwachen, zeigt klar, dass weltweit ein neues Konzept für Arbeitsbeziehungen notwendig ist. Selbst wenn DP-DHL mit den besten Absichten handeln würde, fehlt es dem Unternehmen an den Instrumenten für eine wirksame Überwachung und Problembeseitigung. Während das Unternehmen in Europa in der Regel kooperative Arbeitsbeziehungen pflegt und hier über die Gewerkschaften und den Europäischen Betriebsrat wirksame Mechanismen für den Umgang mit Problemen im Zusammenhang mit den Arbeitsbeziehungen zu Verfügung stehen, ist der Großteil der globalen Arbeitnehmerschaft von DP-DHL in einem von Einschüchterungen geprägten Umfeld tätig und verfügt über keine bilateralen Abhilfemittel. Ein globales Rahmenabkommen mit ITF und UNI könnte ein wichtiger Schritt zur Lösung dieser Probleme sein.

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