ITER oder der teure Traum von der Kernfusion

KURZINFORMATION zum ITER-PROJEKT von JULIA KLAUS

12.03.2013

ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor) ist ein Versuchsfusionsreaktor, der die großtechnische Nutzung der kontrollierten Kernfusion zur Stromerzeugung vorbereiten soll: Durch die Verschmelzung von Atomkernen könnte in Zukunft Energie gewonnen werden. ITER ist gemeinsames Forschungsprojekt der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM), Japan, Russland, China, Südkorea, Indien und USA. Die sieben Partner beschlossen 2005 für insgesamt 5 Mrd. € einen Versuchsreaktor in Cadarache, nördlich von Marseille, zu bauen. Er soll 20 Jahre lang betrieben werden, wobei die Betriebskosten weitere 5 Mrd. € erfordern.

2006 wurde in Paris von den Partnern der ITER-Vertrag unterzeichnet. Jeder der sieben Partner richtete weiterhin eine eigene nationale Behörde ein, um die vertraglichen Verpflichtungen des jeweiligen Landes gegenüber ITER zu erfüllen. Für die Europäische Atomgemeinschaft fällt diese Aufgabe der neu gegründeten Institution „Fusion for Energy – The European Joint Undertaking for ITER and the Development for Fusion Energy" mit Sitz in Barcelona zu.

Der Bau der Anlage in Cadarache hat 2009 begonnen und soll etwa 10 Jahre in Anspruch nehmen. ITER wird voraussichtlich 2018 in Betrieb genommen. Der Reaktor hat eine geplante Laufzeit von 20 Jahren. Nach erfolgreichen Experimenten und dem Beweis, dass Energiegewinnung mittels Fusion machbar und wirtschaftlich ist, soll ein erstes Fusionskraftwerk gebaut werden. Wenn sich die Ergebnisse aus dem Probebetrieb wie erwartet gestalten, kann mit einem ersten regulären Fusionskraftwerk ab 2050 gerechnet werden.

Als Ausgleich für die Wahl eines europäischen Standortes sagte man Japan einen zehn-prozentigen Anteil an den Aufträgen zur Ausstattung des Reaktors sowie die Förderung japanischer Forschung aus Mitteln der EURATOM zu.

Während der Bauphase trägt die EU bzw. EURATOM 5/11 der Gesamtkosten (etwa 45%), wovon 20%, also 2/11 der Gesamtkosten, von Frankreich finanziert werden. Die übrigen sechs Projektpartner tragen jeweils 1/11 der Gesamtkosten (etwa 9%) und stellen damit die verbleibenden 6/11. Ein Teil davon wird von jeder Partei als Sachleistung erbracht, die unabhängig von den endgültigen Kosten der Beschaffung und Lieferung zu erbringen sind. Die Kosten des Betriebs und der Deaktivierung werden zu 34% von EURATOM getragen.

Die wichtigsten Kritikpunkte

  • Finanzierung: ITER ist mit Abstand das teuerste Projekt der EU. Die Errichtung sollte zunächst gut 5,5 Mrd. € kosten. Im September 2008 erklärte der stellvertretende ITER-Direktor Norbert Holtkamp, dass die ursprünglich geplanten Kosten mindestens um 10% steigen würden, eventuell sogar um 100%. Zurückzuführen sei dies auf die stark gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie sowie teure technische Weiterentwicklungen. Im Mai 2010 teilte die Europäische Kommission mit, dass ihr Anteil an den Baukosten von ehemals geplanten 2,7 Mrd. € auf 7,3 Mrd. € steigen wird. Daraus errechnen sich allein für den Bau Gesamtkosten von 16 Mrd. €. Es steht nur ein äußerst begrenzter Zeitraum zur Verfügung, um eine Lösung für die Finanzierung des ITER zu finden. Angesichts des Umfangs der Finanzierungslücke von 1,4 Mrd. € für 2012-2013 und der Notwendigkeit, eine grundlegende Lösung für die gesamte Dauer des ITER-Projekts zu finden, hätte die Umverteilung vorhandener EU-Haushaltsmittel äußerst negative Auswirkungen auf verschiedene Politikbereiche und Programme, die für die „Europa 2020"-Agenda wesentlich sind. Auch der Mehrwert für Europa im ist nur schwer erkennbar, da es sich bei ITER lediglich um ein Teilprojekt handelt. Weitere Forschungsprojekte sind notwendig, um in der Energiegewinnung durch Kernfusion jemals Aussicht auf Erfolg zu haben.
  • Erfolgsaussichten: Ein erfolgreicher Ausgang des Forschungsprojektes ist ungewiss. Physiker bezeichnen das ITER-Projekt als Illusion. Allein der Mangel an den nötigen Rohstoffen stellt aus physikalischer Sicht bereits ein Problem dar. Zudem ist ITER keineswegs eine Antwort auf heutige Klimaprobleme, denn erste Ergebnisse des Forschungsprojekts werden erst in 80 Jahren verfügbar sein. Auch wenn Kernfusion an sich ein guter Ansatz ist, wurde das ITER-Projekt von Anfang an schlecht geplant.
  • Auswirkungen auf die Umwelt: Es bestehen sichtliche Sicherheitsmängel: Bereits jetzt wurden in der Region um Cadarache Plutonium und Staub in der Luft nachgewiesen. Ferner hat Kernfusion auch immer radioaktiven Abfall zur Folge.

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Letzte Aktualisierung: 2/2011

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